Aktenzeichen VI ZR 137/13
Art 2 Abs 1 GG
Art 5 Abs 1 GG
Art 8 Abs 1 MRK
Art 10 Abs 1 MRK
§ 823 Abs 1 BGB
§ 1004 Abs 1 S 2 BGB
Leitsatz
Zur Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung eines Kindes durch Bekanntgabe des zwischen ihm und einem bekannten Fernsehmoderator bestehenden Kindschaftsverhältnisses.
Verfahrensgang
vorgehend Hanseatisches Oberlandesgericht Hamburg, 18. Dezember 2012, Az: 7 U 67/12vorgehend LG Hamburg, 29. Juni 2012, Az: 324 O 201/12nachgehend BVerfG, 28. Juli 2016, Az: 1 BvR 335/14, Nichtannahmebeschluss
Tenor
Auf die Rechtsmittel der Beklagten werden das Urteil des 7. Zivilsenats des Hanseatischen Oberlandesgerichts vom 18. Dezember 2012 aufgehoben und das Urteil der 24. Zivilkammer des Landgerichts Hamburg vom 29. Juni 2012 abgeändert.
Die Klage wird abgewiesen.
Die Klägerin hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.
Von Rechts wegen
Tatbestand
1
Die im Zeitpunkt der Berichterstattung 12 Jahre alte Tochter des Fernsehmoderators Günther J. nimmt die Beklagte auf Unterlassung der Bekanntgabe des zu Günther J. bestehenden Kindschaftsverhältnisses in Anspruch.
2
Im Jahr 2000 wurde die Klägerin von Günther J. und seiner Ehefrau Thea S.-J. als Kind angenommen. Die Klägerin trägt den Familiennamen S. Über das Kindschaftsverhältnis zwischen der Klägerin und Günther J. wurde bis in das Jahr 2009 in verschiedenen Presseveröffentlichungen unter Angabe des Vornamens der Klägerin, ihres Alters und des Namens ihrer Eltern berichtet. In der Ausgabe der Zeitschrift “Frau im Spiegel” vom 8. Juli 2011 veröffentlichte die Beklagte unter der Überschrift “Gefragt wie ein Popstar” einen Bericht über einen Auftritt von Günther J. im Rahmen des sogenannten “Zeitcampus” in der Frankfurter Goethe-Universität. Darin hieß es unter voller Namensnennung u.a.: “Zurückhaltender ist er, was sein Privatleben angeht. Er ist mit Diplompädagogin Thea S., 50, verheiratet. Das Paar hat vier Kinder, die leiblichen Töchter Svenja, 22, und Kristin, 18, dazu die Adoptivtöchter Katja, 14, und Mascha, 21.”
3
Das Landgericht hat die Beklagte verurteilt, es zu unterlassen, zu veröffentlichen, dass die Klägerin ein Kind von Günther J. ist. Die hiergegen gerichtete Berufung der Beklagten hatte keinen Erfolg. Mit der vom Senat zugelassenen Revision verfolgt die Beklagte ihren Klageabweisungsantrag weiter.