Medizinrecht

Nichtvorlage eines Gutachtens zur Beantwortung der Frage der Fahreignung auf Grund von Erkrankungen

Aktenzeichen  B 1 S 18.665

Datum:
1.8.2018
Rechtsgebiet:
Fundstelle:
BeckRS – 2018, 24011
Gerichtsart:
VG
Gerichtsort:
Bayreuth
Rechtsweg:
Verwaltungsgerichtsbarkeit
Normen:
FeV § 11 Abs. 8
StVG § 3
VwGO § 80 Abs. 5

 

Leitsatz

Diabetes, Bluthochdruck und bipolare Störungen geben Anlass zu Zweifeln an der Fahreignung, die durch die schlichte Vorlage von Arztberichten nicht ausgeräumt werden. (redaktioneller Leitsatz)

Tenor

1. Der Antrag wird abgelehnt.
2. Der Antragsteller hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.
3. Der Streitwert wird auf 5.000 EUR festgesetzt.

Gründe

I.
Der am … geborene Antragsteller wendet sich gegen die sofortige Vollziehbarkeit der Entziehung seiner Fahrerlaubnis.
Dem Antragsteller wurde die Fahrerlaubnis mit Bescheid vom 26. Januar 2016 entzogen. Dem lag zu Grunde, dass er am … 2015 einen Unfall verursachte, indem er besinnungslos von der Fahrbahn abgekommen war und in einen Straßengraben fuhr.
Am 10. März 2016 fuhr der Antragsteller ohne Fahrerlaubnis.
Der Antragsteller beantragte die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis der Klassen A, A1, AM, B, BE, CE/79, C1, C1E, L und T. Hierzu stellte er bei der Fahrerlaubnisbehörde den Antrag, schon vor Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens ein fachärztliches Gutachten anzufordern. Das Landratsamt forderte deshalb den Antragsteller auf, ein Gutachten eines Facharztes für Neurologie oder für Nervenheilkunde mit verkehrsmedizinischer Qualifikation beizubringen.
Hierauf ließ der Antragsteller das fachärztliche Gutachten des Dr. med. N… (Arzt für Neurologie und Psychiatrie) vom 4. August 2016 vorlegen. Dieser führt aus, dass der Antragsteller am …2015 eine Synkope erlitten habe. Eine Ursache hierfür sei nicht feststellbar. Da eine Beobachtungszeit von 6 Monaten vorüber sei, könne die Fahreignung für Fahrzeuge der Gruppe 1 bejaht werden. Für Fahrzeuge der Gruppe 2 sei eine Beobachtungszeit von 2 Jahren vorgeschrieben, die gegenwärtig noch nicht erfüllt sei. Vor Erteilung der Fahrerlaubnis solle noch ein Schlafapnoe-Screening durchgeführt werden. Eine Nachuntersuchung sei in einem Jahr vorzuschlagen. Diese könne entfallen, wenn bei der Schlafapnoe-Diagnostik ein positives Ergebnis gefunden werde und entsprechende Behandlungen eingeleitet worden seien.
Mit Kurzbericht vom 22. August 2016 bescheinigte das Klinikum B… dem Antragsteller ein schwergradiges obstruktives Schlafapnoesyndrom. Zur Therapie wurden eine CPAP-Einleitung mit Fullface-Maske empfohlen und eine Kontrolle in 3 bis 4 Monaten. Der Verkehrsunfall sei durch diese Diagnose erklärbar.
Die Fahrerlaubnisbehörde forderte deshalb den Antragsteller zur Vorlage eines Gutachtens eines Facharztes für Lungenheilkunde (nach Möglichkeit mit verkehrsmedizinischer Qualifikation) auf. Grund hierfür sei, dass nach Nr. 11.2 der Anlage 4 zur FeV Tagesschläfrigkeit Auswirkungen auf die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen haben könne. Hierzu erstattete Frau Dr. med. B… am 9. November 2016 ein Gutachten. Nach telefonischer Rücksprache mit dem Klinikum, in welchem sich der Antragsteller an zwei Nächten aufgehalten habe, sei eine suffiziente Therapieeinstellung unter Verwendung der CPAP-Therapie/Schlafmaske gegeben. Die Therapie setze eine Compliance des Patienten voraus. Ob das Gerät von diesem verwendet werde, könne aus der Anzahl der registrierten Betriebsstunden nachvollzogen werden. Der Antragsteller habe sein Gerät dem Klinikum nicht zur Kontrolle vorgelegt. Die Ärztin schlug vor, dass der Antragsteller in vierteljährlichen Abständen ein Protokoll über die Betriebsstunden des verwendeten Gerätes beibringe. Es werde eine Nachuntersuchung in einem Jahr empfohlen. Bei erfolgreich behandelter Tagesschläfrigkeit, welche durch die erneute Begutachtung in einem Jahr dokumentiert werden solle, bestehe die Fahreignung für die Gruppen 1 und 2 wieder. Mit Schreiben vom 6. Dezember 2016 wies die Ärztin darauf hin, dass ihr Gutachten so zu verstehen sei, dass eine Fahrtauglichkeit gegeben sei, sobald ein bzw. der erste Nachweis über die Betriebsstunden vorgelegt werde. Die Fahrtauglichkeit sei grundsätzlich anzunehmen bei vierteljährlicher Vorlage der Betriebsstunden. Diese müssten die regelmäßige Verwendung des Geräts bestätigen. Nach einem Jahr solle eine Nachuntersuchung im Klinikum stattfinden und dann werde über die Untersuchungsergebnisse und die weitere Fahrtauglichkeit entschieden werden.
Der Antragsteller legte dem Landratsamt … eine Bestätigung der Betriebsfirma vom 6. Dezember 2016 vor, dass das Gerät (seit 31. August 2016) regelmäßig jede Nacht für 5,5 h genutzt werde (Blatt 61 der Behördenakte). Daraufhin wurde ihm die Fahrerlaubnis am 20. Dezember 2016 wieder erteilt.
Der Antragsteller legte der Fahrerlaubnisbehörde weitere Bestätigungen über die Betriebsstunden vor (Schreiben vom 16. März 2017, 20. Juni 2017 und 15. September 2017).
Mit Schreiben vom 26. Oktober 2017 (zugestellt am 27. Oktober 2017) forderte das Landratsamt den Antragsteller auf, bis zum 29. Dezember 2017 eine Begutachtung eines Arztes einer Begutachtungsstelle für Fahreignung beizubringen. Laut Gutachten von Dr. med. B… sei eine erneute Begutachtung bei erfolgreich behandelter Tagesschläfrigkeit nach einem Jahr erforderlich. Die Frist zur Beibringung des Gutachtens wurde vom Landratsamt auf Antrag des Antragstellers bis zum 7. Februar 2018 verlängert (Blatt 104 der Behördenakte). Die Fragestellung laute:
„1. Ist Herr …trotz Vorliegen einer Erkrankung, die nach Anlage 4 FeV die Fahreignung in Frage stellt, in der Lage, den Anforderungen zum Führen eines Kraftfahrzeugs der Gruppe 1 (Klassen AM, B, BE, L und T) sowie Gruppe 2 (Klasse C1, C1E und CE79) gerecht zu werden?
2. Liegt eine ausreichende Compliance vor und wird diese auch umgesetzt (Adhärenz)?
3. Sind Beschränkungen und/oder Auflagen erforderlich, um den Anforderungen an das Führen eines Kraftfahrzeugs (je Fahrerlaubnisgruppe) gerecht zu werden? Ist bzw. sind insbesondere (eine) fachlich einzelfallbegründete Auflage(n) nach Anlage 4 (z.B. ärztliche Kontrollen) erforderlich? In welchem zeitlichen Abstand und wie lange? Was soll regelmäßig kontrolliert und attestiert werden? Sind die Ergebnisse der Fahrerlaubnisbehörde vorzulegen; wenn ja, warum?
4. Ist eine fachlich einzelfallbegründete (je Fahrerlaubnisklassengruppe) Nachuntersuchung i.S. einer erneuten (Nach-) Begutachtung erforderlich? In welchem zeitlichen Abstand?“
Auf die Entziehung der Fahrerlaubnis im Falle der Nichtbeibringung des Gutachtens (§ 11 Abs. 8 FeV) wurde hingewiesen.
Die amtlich anerkannte Begutachtungsstelle für Fahreignung (BfF) des DEKRA e.V. Dresden bestätigte mit Schreiben vom … 2018, dass sich der Antragsteller an diesem Tage dort einer Untersuchung unterzogen habe. Mit Schreiben vom 13. Februar 2018 wurde der Vorgang durch die Begutachtungsstelle zurückgesandt, da eine Entbindung von der Schweigepflicht nicht erfolgt sei.
Der Antragsteller sandte dem Landratsamt per E-Mail vom 15. Februar 2018 einen Auszug aus dem Gutachten zu. Die weitere CPAP-Maskenbehandlung werde erfolgreich eingesetzt. Eine weitere CPAP-Maskenbehandlung sei erforderlich unter Einstellung der fachärztlich empfohlenen Kontrollen. Dem Antragsteller sei empfohlen worden, die noch vorhandenen Risikofaktoren (gelegentlicher Alkohol- und Nikotinkonsum) weiter einzuschränken. Zu Fragen der Krankheitseinsicht und der psycho-physischen Leistungsvoraussetzungen könne in einem rein ärztlichen Gutachten keine Stellung genommen werden. Eine Nachuntersuchung nach Ablauf von 12 Monaten werde unter den Bedingungen des vorliegenden Einzelfalls empfohlen. Der Antragsteller sei trotz der Erkrankung in der Lage, den Anforderungen zum Führen von Kraftfahrzeugen der Gruppe 1 und der Gruppe 2 gerecht zu werden.
Mit Schreiben vom 20. Februar 2018 wies das Landratsamt den Antragsteller darauf hin, dass nunmehr das Verfahren zur Entziehung der Fahrerlaubnis eingeleitet werde. In einem Telefonat sei dem Antragsteller mitgeteilt worden, dass das Gutachten nur vollständig angenommen werde. Das geforderte Gutachten sei nicht vollständig vorgelegt worden. Dadurch werde auf die Nichteignung des Antragstellers geschlossen (§ 11 Abs. 8 FeV).
Am 22. Februar 2018 gab der Antragsteller das Gutachten des DEKRA vom 13. Februar 2018 persönlich beim Landratsamt ab. Das Gutachten enthält auf Seite 5 die eigenen Angaben des Antragstellers, dass er seit 06/2017 unter Bluthochdruck und einer Zuckerkrankheit, die nicht insulinpflichtig sei, leide. Er habe an bipolaren Störungen und einem Burnout-Syndrom gelitten. Es sei im Juli 2016 eine stationäre Behandlung in der Klinik M…B… durchgeführt worden, es erfolge eine neurologische halbjährliche Nachuntersuchung. Er nehme die Medikamente Metoprolol, Metformin, Xelevia und Pantoprazol ein. Der Gutachter wies darauf hin, dass diese Dauermedikation auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern könne, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr beeinträchtigt sei.
Mit Schreiben vom 7. März 2018 wies die Fahrerlaubnisbehörde den Antragsteller darauf hin, dass die Fahrerlaubnis zunächst belassen werde. Allerdings könne eine arterielle Hypertonie nach Nr. 4.2 der Anlage 4 zur FeV Auswirkungen auf die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen haben, nach Nr. 5 der Anlage könne Diabetes mellitus, nach Nr. 7 der Anlage könnten psychische Störungen Auswirkungen auf die Kraftfahreignung haben. Auf Grund des Gutachtens des DEKRA verstärkten sich die Zweifel hinsichtlich der Fahreignung derart, dass das Ermessen nach § 11 Abs. 2 FeV auf nahezu Null reduziert sei. Ein ärztliches Gutachten sei erforderlich, um festzustellen, ob der Antragsteller auf Grund der arteriellen Hypertonie, des Diabetes mellitus, der bipolaren Störungen, der neurologisch erfolgenden Nachsorgen und der Dauermedikation in der Lage sei, ein Fahrzeug zu führen. Es werde die Begutachtung durch einen Arzt in einer Begutachtungsstelle für Fahreignung angeordnet. Dieses sei bis spätestens 20. Mai 2018 beizubringen. Die Fragestellung laute:
„1. Ist Herr … trotz des Vorliegens von Erkrankungen, die nach Anlage 4 FeV die Fahreignung in Frage stellt (hier arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, bipolare Störungen) in der Lage, den Anforderungen zum Führen von Kraftfahrzeugen der Gruppe 1 und Gruppe 2 gerecht zu werden?
2. Liegt eine ausreichende Compliance vor und wird diese auch umgesetzt (Adhärenz)?
3. Sind Beschränkungen und/oder Auflagen erforderlich, um den Anforderungen an das Führen eines Kraftfahrzeugs (je Fahrerlaubnisgruppe) gerecht zu werden? Ist bzw. sind insbesondere (eine) fachlich einzelfallbegründete Auflage(n) nach Anlage 4 (z.B. ärztliche Kontrollen) erforderlich? In welchem zeitlichen Abstand und wie lange? Was soll regelmäßig kontrolliert und attestiert werden? Sind die Ergebnisse der Fahrerlaubnisbehörde vorzulegen; wenn ja, warum?
4. Ist eine fachlich einzelfallbegründete (je Fahrerlaubnisklassengruppe) Nachuntersuchung i.S. einer erneuten (Nach-) Begutachtung erforderlich? In welchem zeitlichen Abstand?“
Hiergegen erhob der Antragsteller mit Schreiben vom 30. April 2018 „Widerspruch“. Er benötige seit dem 1. März 2018 keinerlei Medikamente mehr. Die Begutachtungsstelle habe die Fahreignung bestätigt. Es werde auf das nervenärztliche Attest von Frau Dr. med. Z… vom 12. April 2018 und von Frau Dr. med. L… vom 26. April 2018 verwiesen, welche in der Anlage vorgelegt würden. Er sei arbeitslos, weshalb die wirtschaftlichen Kosten einer erneuten Begutachtung für ihn untragbar seien.
Im nervenärztlichen Attest vom 12. April 2018 führt Frau Dr. med. Z… aus, dass der Antragsteller seit der Grunddiagnose einer bipolaren Störung komplient und auch stabil seit der Entlassung aus dem Krankenhaus (März 2016) sei. Der Patient habe erhebliche Mittel für die Wiedererteilung seiner Fahrerlaubnis aufgebracht, es sei aus ihrer Sicht nicht vertretbar, nach der Vorlage des DEKRA-Gutachtens ein weiteres Gutachten vom Antragsteller zu verlangen. Es könne den Bedenken der Fahrerlaubnisbehörde auch durch eine einfache Reaktionszeit-Messung bei der letzten Begutachtungsstelle als Ergänzung zum letzten Gutachten Rechnung getragen werden.
Mit Schreiben vom 26. April 2018 bestätigte die behandelnde Hausärztin, Frau Dr. med. L…, dass der Antragsteller bezüglich des Diabetes mellitus infolge Gewichtsabnahme keine Medikamente mehr einnehmen müsse. Er habe auch keine Blutdruckleiden mehr. Eine erneute Begutachtung sei kontraproduktiv. Der Entzug der Fahrerlaubnis hätte für den Arbeitssuchenden erhebliche Konsequenzen, zumal sich der Antragsteller auch um die betagte, zu Hause lebende Mutter kümmern müsse. Ihm drohe der soziale Abstieg.
Mit Schreiben vom 16. Mai 2018 wies die Fahrerlaubnisbehörde den Antragsteller darauf hin, dass ein Widerspruch gegen die Gutachtensaufforderung nicht statthaft sei. Das Gutachten des DEKRA sei auf Grund der Angaben des Antragstellers nur hinsichtlich der Schlafapnoe-Erkrankung erfolgt. Die Klärung der Fahreignung auf Grund der erst im neuerlichen Gutachten bekannt gewordenen Erkrankungen habe mangels vorheriger Kenntnis nicht durch den Gutachter geklärt werden können. Atteste behandelnder Ärzte könnten nicht die Klärung der Fahreignung liefern. Auf das Erfordernis der Entziehung bei Nichtvorlage des geforderten Gutachtens wurde abermals hingewiesen.
Mit Schreiben vom 25. Mai 2018 gab das Landratsamt dem Antragsteller abschließend Gelegenheit zur Äußerung bis zum 8. Juni 2018.
Mit Bescheid vom 18. Juni 2018 (zugestellt am 22. Juni 2018) entzog das Landratsamt … dem Antragsteller die Fahrerlaubnis der Klassen A79, A179, AM, B, BE, CE79, C1, C1E, L und T (Nr. 1). Es ordnete an, dass der Führerschein unverzüglich beim Landratsamt abzugeben ist (Nr. 2). Für den Fall der Nichterfüllung der Nr. 2 innerhalb von einer Woche nach Zustellung des Bescheids wurde ein Zwangsgeld in Höhe von 300 EUR zur Zahlung angedroht. Die sofortige Vollziehung der Nrn. 2 und 3 wurde angeordnet (Nr. 4). Im vom Antragsteller vorgelegten Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis seien explizit keine Angaben zu den geistigen und körperlichen Krankheiten gemacht worden (Bluthochdruck, Diabetes, bipolare Störung, Burnout-Syndrom). Auch in der ärztlichen Untersuchung von Bewerbern um die Fahrerlaubnis von Frau Dr. med. S… vom 15. April 2016 sei keine weitere Untersuchung empfohlen worden. Es seien auch keine weiteren fahreignungsrelevanten Erkrankungen genannt worden. Erst durch das Gutachten des DEKRA vom 13. Februar 2018 sei erkannt worden, dass der Antragsteller an den genannten Krankheiten leide. Eine Klärung zur Fahreignung auf Grund der Erkrankungen habe mangels vorheriger Kenntnis durch das Gutachten nicht erfolgen können. Die Vorlage ärztlicher Atteste der behandelnden Ärzte sei kein Instrument im Sinne des § 11 Abs. 2 FeV, wodurch die Fahreignung festgestellt werden könne. Der Antragsteller sei der Pflicht zur Vorlage eines Gutachtens eines Arztes einer Begutachtungsstelle für Fahreignung bis zum 20. Mai 2018 nicht nachgekommen. Das Bekanntwerden der Erkrankungen und der Dauermedikation verstärkten aufgrund von Nr. 4.2., Nr. 5 und Nr. 7 der Anlage 4 zur FeV die Fahreignungszweifel so erheblich, dass das in § 11 Abs. 2 FeV eingeräumte Ermessen auf geradezu Null reduziert werde und deshalb die Vorlage eines Gutachtens angeordnet worden sei. Durch die Nichtvorlage des Gutachtens werde nach § 11 Abs. 8 FeV auf die Nichteignung zum Führen von Kraftfahrzeugen geschlossen.
Mit Schreiben vom 29. Juni 2018 ließ der Antragsteller durch seine Bevollmächtigte Widerspruch gegen den Bescheid erheben.
Mit Schreiben vom 29. Juni 2018, eingegangen beim Verwaltungsgericht Bayreuth am selben Tage, ließ der Antragsteller durch seine Bevollmächtigte um einstweiligen Rechtsschutz nachsuchen und beantragen,
die sofortige Vollziehung der Ordnungsverfügung des Antragsgegners vom 18. Juni 2018 auszusetzen und die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs vom 29. Juni 2018 wiederherzustellen.
Der Antragsteller sei der Aufforderung zur Abgabe des Führerscheins bislang nicht nachgekommen. Das Gutachten des DEKRA habe dem Antragsteller bestätigt, dass er geeignet sei, am Straßenverkehr teilzunehmen. Der Gutachter habe Kenntnis von der arteriellen Hypertonie und dem Diabetes gehabt. Hätte der Gutachter Bedenken gehabt, hätte er die Vorlage weiterer Untersuchungen gefordert und keine Freigabe erteilt. Durch das Attest von Frau Dr. L… vom 26. April 2018 und von Frau Dr. Z… vom 12. April 2018 werde bescheinigt, dass der Antragsteller keine Gefahr für den Straßenverkehr darstelle. Der Antragsteller habe eine 81-jährige Mutter zu Hause, die massiv auf ärztliche Hilfe angewiesen sei. Auf Grund der ländlichen Wohnlage könne auf das Auto nicht verzichtet werden. Die Mutter sei herzkrank, weswegen ein schnelles Agieren unerlässlich sei. Ein Abwarten auf einen Krankenwagen hätte vor einigen Monaten bereits den Tod der Mutter bedeutet, die nach einer Herzattacke vom Antragsteller sofort zum Arzt gebracht worden sei. Da der Antragsteller arbeitssuchend sei, sei er auch dringend auf seine Fahrerlaubnis angewiesen. Der Antragsteller müsse keine Medikamente mehr einnehmen, auch bestehe kein Bluthochdruck mehr. Dies ergebe sich aus der ärztlichen Bestätigung von Frau Dr. med. L… Die Atteste würden auch bestätigen, dass aus neurologischer Sicht keine Bedenken mehr bestünden.
Mit Schreiben vom 18. Juli 2018 legte das Landratsamt die Verwaltungsakten vor. Die schriftliche Äußerung werde nachgereicht.
Mit Schreiben vom 20. Juli 2017 wurde eine eidesstattliche Versicherung des Antragstellers vorgelegt, dass dieser Pflegeleistungen für seine Mutter erbringe. Diese habe einen Schwerbehindertenausweis mit einem Grad der Behinderung von 100. Darüber hinaus habe sie die Pflegestufe 1. Zudem wurde eine Bestätigung der Notfall-Ambulanz des Klinikums F…vom 17. Februar 2018 vorgelegt. Durch eine weitere eidesstattliche Versicherung stellte der Antragsteller seine Arbeitssuche dar.
Das Landratsamt … beantragte mit Schreiben vom 24. Juli 2018, auf welches Bezug genommen wird, den Antrag abzulehnen.
Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf den Inhalt der Gerichts- und Behördenakten ergänzend Bezug genommen (§ 117 Abs. 3 Satz 2 VwGO analog).
II.
1. Der Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs ist zulässig, in der Sache jedoch unbegründet.
Nach § 80 Abs. 5 VwGO kann das Gericht in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung eines Verwaltungsaktes angeordnet worden ist, die aufschiebende Wirkung eines Rechtsbehelfs dagegen ganz oder teilweise wiederherstellen. Bei der Entscheidung sind die widerstreitenden Interessen gegeneinander abzuwägen. Im Rahmen dieser Abwägung können auch die Erfolgsaussichten des Rechtsbehelfs berücksichtigt werden. Bleibt dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolglos, wird die Abwägung in der Regel zum Nachteil des Betroffenen ausfallen, da dann das von der Behörde geltend gemachte besondere öffentliche Interesse am Sofortvollzug regelmäßig überwiegt.
Im vorliegenden Fall ergibt die im Verfahren nach § 80 Abs. 5 VwGO gebotene, aber auch ausreichende summarische Überprüfung, dass dem Antragsteller die Fahrerlaubnis mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Recht entzogen worden ist. Die Fahrerlaubnisbehörde hat von dem Antragsteller zu Recht ein ärztliches Gutachten zur Klärung von zulässigerweise bestehenden Fahreignungszweifeln gefordert. Nachdem der Antragsteller dieses zu Recht angeforderte Gutachten nicht fristgemäß vorgelegt hat, durfte die Fahrerlaubnisbehörde gemäß § 46 Abs. 1 i.V.m. § 11 Abs. 8 FeV auf seine Nichteignung schließen.
Es ist nichts ersichtlich dafür, dass die Anordnung zur Beibringung des Fahreignungsgutachtens an formellen oder materiellen Mängeln leiden könnte, welche dem in § 11 Abs. 8 FeV vorgesehenen Schluss von der Nichtvorlage des angeforderten Gutachtens auf die Nichteignung zum Führen von Kraftfahrzeugen entgegenstehen könnten (zum Erfordernis der rechtmäßigen Anordnung der Gutachtensbeibringung im Rahmen von § 11 Abs. 8 FeV, vgl. BayVGH, U.v. 7.5.2001 – 11 B 99.2527 – juris).
a) Die Anordnung der Beibringung des Gutachtens genügt den sich aus § 11 Abs. 2 Satz 3, Abs. 6 FeV ergebenden formellen Anforderungen (vgl. hierzu BVerwG, U.v. 5.7.2001 – 3 C 13/01 – juris), diesbezügliche Mängel sind weder vorgetragen noch ersichtlich.
b) Es liegen auch die materiellen Voraussetzungen zur Anforderung des fachärztlichen Gutachtens gemäß § 11 Abs. 2 FeV vor, denn die Behörde konnte berechtigterweise Bedenken gegen die Eignung des Antragstellers als Fahrerlaubnisinhaber im Sinne von § 11 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. § 46 Abs. 1 FeV hegen.
Werden Tatsachen bekannt, die Bedenken begründen, dass der Inhaber einer Fahrerlaubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen ungeeignet ist, finden gemäß § 46 Abs. 3 FeV die §§ 11 bis 14 FeV entsprechende Anwendung. Nach § 11 Abs. 1 Satz 1 FeV müssen Bewerber um eine Fahrerlaubnis die hierfür notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllen. Die Anforderungen sind gemäß § 11 Abs. 1 Satz 2 FeV insbesondere nicht erfüllt, wenn eine Erkrankung oder ein Mangel nach Anlage 4 oder 5 vorliegt, wodurch die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen in der Regel ausgeschlossen wird.
(1) Zweifel an der Fahreignung des Antragstellers ergeben sich, da der Antragsteller angab, wegen bipolarer Störungen im Klinikum B… behandelt worden zu sein mit dem Erfordernis weiterer neurologischer halbjährlicher Nachsorgen. In Nr. 7 der Anlage 4 zur FeV werden verschiedene psychische Störungen aufgeführt, die je nach Art, Schwere und Umfang zur Fahrungeeignetheit oder zur Annahme einer nur noch bedingten Fahreignung führen.
Angesichts dieser auf wissenschaftliche Erkenntnisse gestützten Bewertung in Anlage 4 zur Fahrerlaubnisverordnung ist jeder Hinweis auf mögliche Krankheiten des Nervensystems oder psychische Störungen geeignet, Bedenken gegen eine Fahreignung zu begründen. Nach § 46 Abs. 3 FeV hat die Fahrerlaubnisbehörde dann die in den §§ 11 bis 14 FeV geregelten Aufklärungsmaßnahmen zu treffen. Hierzu gehört nach § 11 Abs. 2 Satz 1 FeV die Anordnung, ein ärztliches Gutachten beizubringen.
Auf Grund des der Fahrerlaubnisbehörde bekanntgewordenen Sachverhalts vom 12. Februar 2018 (ärztliches Gutachten des DEKRA, das beim Landratsamt … am 22. Februar 2018 einging), lagen ausreichend konkrete Hinweise dafür vor, dass der Antragsteller an einer die Fahreignung ausschließenden akuten und/oder schweren psychischen Störung im Sinne von Nr. 7 der Anlage 4 zur FeV leiden könnte (zur bipolaren Störung SächsOVG, B.v. 06.02.2017 – 3 B 305/16 – juris und BayVGH, B.v. 13.10.2015 – 11 C 15.2037 – juris).
Die vom Antragsteller vorgelegten Arztberichte (insbesondere das nervenärztliche Attest von Frau Dr. med. Z… vom 12. April 2018) waren kein Ersatz für das von der Fahreignungsbehörde angeforderte Gutachten, da sie in formeller Hinsicht schon nicht die zulässigen Anforderungen erfüllen (Begutachtung durch einen Arzt einer Begutachtungsstelle für Fahreignung – 11 Abs. 2 Satz 3 Nr. 5 FeV; nach § 11 Abs. 5 FeV soll der Facharzt nicht zugleich behandelnder Arzt sein). Das Schreiben vom 12. April 2018 beantwortet zudem nicht die von der Fahrerlaubnisbehörde in der Gutachtensanforderung gestellten Fragen. Die Ärztin führt nur aus, dass der Antragsteller bezüglich der Grunddiagnose der bipolaren Störung komplient sei und seit der Krankenhausentlassung stabil gewesen sei. Ob der Antragsteller zum Führen von Fahrzeugen der in der Gutachtensanforderung genannten Klassen in der Lage ist, wird nicht beantwortet. Vielmehr wird auf das Gutachten des DEKRA Bezug genommen und ausgeführt, dass ein autorisierter Arzt den Antragsteller begutachtet habe und die Fragen beantwortet habe. Dieser Einschätzung kann aber nicht gefolgt werden, da der Arzt des DEKRA nur zu den in der Gutachtensaufforderung genannten Fragen Stellung nehmen durfte und die Fahreignung hinsichtlich der weiteren Erkrankungen mangels darauf bezogener Fragestellung nicht beurteilen durfte. Das Gutachten trifft somit gerade keine Einschätzung zu der Frage, ob der Antragsteller angesichts der bipolaren Störungen in der Lage ist, ein Kraftfahrzeug sicher zu führen. Aus diesem Grund wurde die Fragestellung vom Gutachter auch wie folgt beantwortet: „Herr … ist trotz Vorliegen einer Erkrankung (hier schwergradige obstruktive Schafapnoe-Erkrankung) … in der Lage, den Anforderung zum Führen von Kraftfahrzeugen der Gruppe 1 und 2 gerecht zu werden“ (Hervorhebung nicht im Original). Eine Feststellung hinsichtlich der bipolaren Störungen wurde gerade nicht getroffen. Auch die behandelnde Ärztin, Frau Dr. Z…, hält wohl weitere Untersuchungen durchaus für relevant, da sie auf die Möglichkeit einer Reaktionszeit-Messung hinweist. Eine eigenständige Prüfung der Eignung des Antragstellers hinsichtlich des Führens der Fahrzeuge der genannten Gruppen hat die Ärztin jedenfalls nicht vorgenommen.
(2) Auch ein diagnostizierter Bluthochdruck ist grundsätzlich fahreignungsrelevant (vgl. Nr. 4.2 der Anlage 4 zur FeV) und bot daher Anlass zur Prüfung, ob er auch im konkreten Fall fahreignungsrelevant ist. Selbiges gilt für die Erkrankung an Diabetes.
Zwar besteht nach Angaben der Hausärztin (Dr. med. L… – Schreiben vom 26. April 2018) kein Blutdruckleiden mehr. Die Ärztin gab aber nicht an, ob der Antragsteller weiter Medikamente (gegen den hohen Blutdruck) einnehmen muss oder ob das Blutdruckleiden auf Grund der Einstellung durch Medikamente weggefallen ist, so dass weiter Zweifel bestehen. Auch wenn eine Hypertonie nur bei Vorliegen einer zerebralen Symptomatik oder Sehstörungen (Nr. 4.2.1 der Anlage 4 zur FeV) fahreignungsrelevant ist, ergeben sich hier die Zweifel auf Grund der Zusammenschau der beim Antragsteller vorliegenden Erkrankungen.
Zwar rechtfertigt nach ständiger Rechtsprechung das alleinige Vorliegen eines Diabetes mellitus ohne vorherige Abklärung hinsichtlich Art und Schwere der Erkrankung aus Gründen der Verhältnismäßigkeit nicht die sofortige Anordnung zur Beibringung eines ärztlichen Gutachtens. Grund hierfür ist, dass die Fahreignung hinsichtlich der Gruppen 1 und 2 bei Vorliegen eines Diabetes mellitus nur dann nicht gegeben ist, wenn eine Neigung zu schweren Stoffwechselentgleisungen besteht (vgl. Nr. 5.1 der Anlage 4 zur FeV). Bei erstmaliger Stoffwechselentgleisung oder neuer Einstellung ist die Fahreignung nach Einstellung für beide Gruppen wieder gegeben (Nr. 5.2). Bei ausgeglichener Stoffwechsellage unter der Therapie mit Diät oder oralen Antidiabetika mit niedrigem Hypoglykämierisiko ist die Fahreignung hinsichtlich der Gruppe 1 und hinsichtlich der Gruppe 2 bei guter Stoffwechselführung ohne Unterzuckerung über drei Monate gegeben (Nr. 5.3).
Bei der Prüfung der Frage, ob die Beibringung eines ärztlichen Gutachtens hinsichtlich einer Erkrankung anzuordnen ist, die wie Diabetes mellitus in einer Mehrzahl oder Vielzahl der Fälle eine Fahrungeeignetheit nicht begründet, gebietet der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, dass sich die Fahrerlaubnisbehörde vorher Kenntnisse über Tatsachen verschafft, die ausreichende Anhaltspunkte dafür begründen können, dass eine Ungeeignetheit nach den Nrn. 5.1 bis 5.3 der Anlage 4 zur FeV vorliegen könnte, gegebenenfalls auch durch ärztliche Bescheinigungen der behandelnden Ärzte. Eine Notwendigkeit zur Gutachtensanordnung (ohne weitere Ermittlungen der Fahrerlaubnisbehörde) ergibt sich aber dann, wenn der Betroffene nicht hinreichend mitwirkt oder wenn aufgrund seiner Auskünfte und der vorgelegten ärztlichen Atteste noch Bedenken bestehen oder Zweifel an der Richtigkeit der vom Betroffenen gegebenen Auskünfte oder der von den behandelnden Ärzten ausgestellten Atteste bestehen (BayVGH, B.v. 03.05.2017 – 11 CS 17.312 – juris Rn. 21). Dies ist hier der Fall, da beim Antragsteller nicht allein ein Diabetes mellitus im Raum steht, sondern noch eine Hypertonie und bipolare Störungen. Die Fahrerlaubnisbehörde hat nicht die fachliche Kompetenz, um zu entscheiden, ob und wie sich die Krankheiten gegenseitig beeinflussen. Dies kann nur durch ein medizinisches Gutachten geklärt werden, zumal auch die behandelnden Ärztinnen selbst die Fahreignung nicht überprüft haben, sondern irrig auf eine Prüfung durch die Begutachtungsstelle verwiesen haben, die hinsichtlich der genannten Krankheiten gar nicht stattfand.
Auch die dem Antragsteller verordneten Medikamente geben in der Gesamtschau Anlass zur Überprüfung seiner Fahreignung in Hinblick auf die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit zum Führen von Kraftfahrzeugen unter das erforderliche Maß durch die Dauerbehandlung mit Arzneimitteln (Nr. 9.6.2 der Anlage 4 zur FeV). Diesbezüglich hat die Fahrerlaubnisbehörde nicht die medizinisch-fachliche Kompetenz, die Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente, insbesondere auch im Zusammenwirken derselben untereinander im Zuge von Wechselwirkungen, konkret hinsichtlich des Antragstellers beurteilen zu können (ebenso: VG München, B.v. 17.03.2016 – M 26 S 16.703 – juris: Zusammenfallen von Diabetes und Bluthochdruck bei Dauermedikation). Zwar gab der Antragsteller über seine Hausärztin an, derzeit keine Medikamente gegen die Erkrankung an Diabetes einnehmen zu müssen, da er Gewicht abgenommen habe. Auf die Frage, wie stabil der Zustand des Antragstellers diesbezüglich ist, geht die Hausärztin aber nicht ein. Zudem stehen weiterhin die Blutdruckmedikamente im Raum.
Da die Fahrerlaubnisbehörde zulässigerweise gemäß § 11 Abs. 8 FeV auf die fehlende Fahreignung schließen konnte, war sie nach der Regelung des § 3 Abs. 1 Satz 1 StVG im Sinne einer gebundenen Entscheidung gehalten, die Fahrerlaubnis zu entziehen. Auf die in der Antragsbegründung dargestellten persönlichen und beruflichen Umstände konnte und kann es deshalb nicht ankommen.
c) War dem Antragsteller die Fahrerlaubnis zu entziehen, so ergibt sich seine Pflicht zur Ablieferung des Führerscheins aus § 3 Abs. 2 Satz 3 StVG, § 47 Abs. 1 FeV. Nicht zu beanstanden ist auch die Zwangsgeldandrohung in Nr. 3 dieses Bescheids, da insoweit die allgemeinen und besonderen Vollstreckungsvoraussetzungen gegeben sind.
d) Schließlich hat die Fahrerlaubnisbehörde bei der Anordnung der sofortigen Vollziehung den formalen Begründungserfordernissen des § 80 Abs. 3 VwGO in ausreichendem Umfang Rechnung getragen. Es wurde zu Recht festgestellt, dass das Interesse des Antragstellers an der aufschiebenden Wirkung eines Rechtsbehelfs gegenüber den Belangen der Verkehrssicherheit zurückzustehen hat. Nach der ständigen Rechtsprechung der Kammer und des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs reicht es bei einer Fahrerlaubnisentziehung aus, die für den Fall typische Interessenlage aufzuzeigen; die Darlegung besonderer zusätzlicher Gründe für die Erforderlichkeit der sofortigen Vollziehung ist nicht geboten (vgl. BayVGH B.v. 10.10.2011 – 11 CS 11.1963, B.v. 11.5.2011 – 11 CS 10.68, B.v. 24.8.2010 – 11 CS 10.1139, B.v. 19.7.2010 – 11 CS 10.540, B.v. 25.5.2010 – 11 CS 10.227 und B.v. 25.3.2010 – 11 CS 09.2580; VGH BW, B.v. 24.1.2012 – 10 S 3175/11). Diesen Anforderungen werden die Ausführungen des streitgegenständlichen Bescheids gerecht.
Insgesamt überwiegt auch bei der im Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes gebotenen eigenständigen Interessenabwägung des Gerichts das öffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung des Fahrerlaubnisentzugs deutlich das Interesse des Antragstellers, vorerst weiterhin Kraftfahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr führen zu dürfen. Dies gilt vor dem Hintergrund, dass das Fahrerlaubnisrecht als Spezialmaterie des Rechts der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gerade dazu dient, Gefahren zu verhindern, die sich aus der Teilnahme ungeeigneter Personen am Straßenverkehr ergeben, grundsätzlich auch bei beruflicher oder privater Betroffenheit (ständige Rechtsprechung, vgl. z.B. BayVGH, B.v. 16.6.2009 – 11 CS 09.373 – juris).
2. Der Antrag wird daher mit der Kostenfolge des § 154 Abs. 1 VwGO abgelehnt.
Die Streitwertfestsetzung beruht auf § 63 Abs. 2 Satz 1, § 53 Abs. 2 und § 52 Abs. 1 Gerichtskostengesetz (GKG) i.V.m. Ziffern 1.5, 46.3 und 46.5 des Streitwertkatalogs für die Verwaltungsgerichtsbarkeit 2013 (NVwZ-Beilage 2013, 57).

Jetzt teilen:

Ähnliche Artikel