Baurecht

Kein Drittschutz aus der Festsetzung der maximal zulässigen Gebäudehöhe im Bebauungsplan

Aktenzeichen  15 CS 16.1106

Datum:
1.8.2016
Rechtsgebiet:
Gerichtsart:
VGH
Gerichtsort:
München
Rechtsweg:
Verwaltungsgerichtsbarkeit
Normen:
VwGO VwGO § 80 Abs. 5, § 80a Abs. 3, § 88, § 146 Abs. 4 S. 1, S. 3
BauGB BauGB § 30
BauNVO BauNVO § 16 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 4, § 18

 

Leitsatz

Es genügt dem Antragserfordernis des § 146 Abs. 4 S. 3 VwGO, wenn sich aus dem innerhalb der Frist des § 146 Abs. 4 S. 1 VwGO Vorgetragenen mit hinreichender Bestimmtheit ermitteln lässt, in welchem Umfang und mit welchem Ziel die Entscheidung des Verwaltungsgerichts angefochten werden soll. (redaktioneller Leitsatz)
Festsetzungen eines Bebauungsplans zum Maß der baulichen Nutzung vermitteln nur dann ausnahmsweise Drittschutz, wenn sie nach dem Willen der Gemeinde als Planungsträgerin diese Funktion haben sollen. Ob dies der Fall ist, ist durch Auslegung des Schutzzwecks der jeweiligen Festsetzung im konkreten Einzelfall zu ermitteln. (redaktioneller Leitsatz)

Verfahrensgang

7 S 16.522 2016-05-10 Bes VGREGENSBURG VG Regensburg

Tenor

I.
Die Beschwerde wird zurückgewiesen.
II.
Der Antragsteller trägt die Kosten des Beschwerdeverfahrens einschließlich der außergerichtlichen Kosten der Beigeladenen.
III.
Der Streitwert wird für das Beschwerdeverfahren auf 3.750,- € festgesetzt.

Gründe

I. Der Antragsteller wendet sich gegen eine der Beigeladenen erteilte Baugenehmigung.
Mit Bescheid vom 16. März 2016 erteilte das Landratsamt Neumarkt i.d. Opf. der Beigeladenen – nach vorher bereits erteilter Teilbaugenehmigung für den Rohbau (Bescheid vom 23. Dezember 2015) – eine Baugenehmigung für den „Neubau eines Verwaltungsgebäudes“ auf dem Grundstück FlNr. … der Gemarkung D. (Gemeindegebiet des Marktes L.). Nach den genehmigten Bauvorlagen umfasst das Bauvorhaben die Errichtung eines 26,24 m hohen Bürogebäudes (zzgl. eines kleineren 1,52 m hohen aufgesetzten Gebäudeteils, das dem Zugang zum Flachdachbereich des Gebäudes dient). Das Baugrundstück liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Gewerbegebiet E.“ des Marktes L., der ein eingeschränktes Gewerbegebiet festsetzt und für den Bereich des streitgegenständlichen Bauvorhabens in seiner ursprünglichen Fassung (2010) eine maximale Traufhöhe von 7 m reglementiert hatte. Den Genehmigungen vom 23. Dezember 2015 und 16. März 2016 war eine am 28. September 2015 in Kraft getretene Änderung des Bebauungsplans vorausgegangen, durch die u. a. für den Bereich des streitgegenständlichen Bauvorhabens die maximal zulässige Traufhöhe auf 34 m erhöht wurde.
Das mit einem Wohnhaus bebaute Grundstück des Antragstellers FlNr. …/… der Gemarkung D. (Stadtgebiet P., Ortsteil R.) situiert südöstlich des Baugrundstücks und ist von diesem durch eine Kreisstraße getrennt. Nachdem der Antragsteller zunächst am 20. Januar 2016 beim Verwaltungsgericht Regensburg Klage gegen die Teilbaugenehmigung vom 23. Dezember 2015 erhoben hatte, änderte er diese sodann mit Schriftsatz vom 6. April 2016 und beantragte nunmehr, die Baugenehmigung vom 16. März 2016 aufzuheben (erstinstanzliches Klageverfahren RO 7 K 16.103). Über die Klage ist – soweit nach Aktenlage ersichtlich – noch nicht entschieden.
Mit Beschluss vom 10. Mai 2016 lehnte das Verwaltungsgericht Regensburg den vom Antragsteller am 7. April 2016 gestellten Antrag, die aufschiebende Wirkung seiner Klage gegen den Bescheid vom 16. März 2016 anzuordnen, ab. Die Anfechtungsklage habe bei summarischer Prüfung der Sach- und Rechtslage keine Erfolgsaussichten.
Mit seiner Beschwerde verfolgt der Antragsteller ohne ausdrückliche Antragstellung sein Rechtsschutzbegehren weiter. Er macht geltend, die auf Antrieb der Beigeladenen erfolgte Änderung des Bebauungsplans „Gewerbegebiet E.“ sei für sich gesehen wegen Verstoßes gegen den Trennungsgrundsatz des § 50 BImSchG rechtswidrig und damit – bei fortbestehender Gültigkeit des Bebauungsplans in seiner ursprünglichen Fassung – unwirksam. Während das „Gewerbegebiet E.“ vormals für kleinere Betriebe mit niedrigerer Bebauung gedacht gewesen sei, habe der Markt L., indem er die zulässige Traufhöhe für Gebäude auf den Teilflächen 1 und 2 drastisch heraufgesetzt habe, nicht nur ein Detail des Bebauungsplans geändert, sondern den Weg für eine schrittweise Änderung der Gebietsart von einem eingeschränkten Gewerbegebiet hin zu einem Industriegebiet geebnet. Die Beigeladene sei nach ihrer Außendarstellung ein expandierender Industriebetrieb. Ihr Vortrag, dass sie nur Prototypen im 3-D-Druck herstelle und dass nur ein Lkw-Verkehr in sehr eingeschränktem Umfang stattfinde, mag für den ersten Ausbauabschnitt zutreffen, sei aber für die Zukunft u. a. mit Blick auf eine in Aussicht gestellte Beschäftigung von 1.000 Arbeitnehmern wenig glaubwürdig. Der Markt L. habe daher den grundlegenden Konflikt zwischen dem Wohngebiet R. und dem sich entwickelnden Industriegebiet nicht erkannt bzw. nicht erkennen wollen. Die Bebauungsplanänderung sei deshalb unwirksam, so dass die ursprünglich festgesetzten Gebäudehöhen einzuhalten seien. Die im Bebauungsplan (ursprünglich) festgesetzte Gebäudehöhe von 7 m sei im vorliegenden Fall ausnahmsweise nachbarschützend. Hierfür spreche auch das interkommunale Abstimmungsgebot aus § 2 Abs. 2 Satz 2 BauGB. Die erhebliche Abweichung von der (ursprünglich) festgesetzten Gebäudehöhe sei deshalb rechtswidrig und verletze den Antragsteller in seinen Rechten.
Der Antragsgegner beantragt,
die Beschwerde zurückzuweisen.
Es bestünden bereits Zweifel daran, ob die Beschwerde am Maßstab der Darlegungsanforderungen des § 146 Abs. 4 Satz 3 VwGO hinreichend begründet worden sei. Zudem fehlten für die Annahme eines Drittschutzes aus den Festsetzungen zur Traufhöhe insbesondere zugunsten von Eigentümern von Grundstücken in benachbarten Baugebieten Anhaltspunkte. Eine Unzumutbarkeit in Bezug auf die Gebäudehöhe sei mit der Beschwerde nicht dargelegt worden.
Der Beigeladene beantragt ebenfalls,
die Beschwerde zurückzuweisen.
Hinsichtlich des weiteren Sach- und Streitstands wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der beigezogenen Behördenakten verwiesen.
II. Die Beschwerde ist zulässig, hat aber in der Sache hat keinen Erfolg.
1. Die Zulässigkeit der Beschwerde scheitert nicht daran, dass der Antragsteller keinen ausdrücklichen Beschwerdeantrag gestellt hat. Zwar verlangt die in § 146 Abs. 4 Satz 1 VwGO geforderte Begründung gemäß § 146 Abs. 4 Satz 3 VwGO grundsätzlich einen bestimmten Antrag, der sich aus dem Antrag auf Aufhebung bzw. Änderung des angefochtenen Beschlusses und dem Sachantrag zusammenzusetzen hat. Der Beschwerdeantrag kann sich aber auch – wie hier – sinngemäß aus den Beschwerdegründen ergeben. Insofern genügt es dem Antragserfordernis i. S. von § 146 Abs. 4 Satz 3 VwGO, wenn sich aus dem innerhalb der Frist des § 146 Abs. 4 Satz 1 VwGO Vorgetragenen mit hinreichender Bestimmtheit ermitteln lässt, in welchem Umfang und mit welchem Ziel die Entscheidung des Verwaltungsgerichts angefochten werden soll (vgl. Happ in Eyermann, VwGO, 14. Aufl. 2014, § 146 Rn. 21 unter Bezugnahme auf § 124a Rn. 25; Meyer-Ladewig/Rudisile in Schoch/Schneider/Bier, VwGO, Stand: Februar 2016, § 146 Rn. 13c). Im vorliegenden Fall ist den inhaltlichen Ausführungen der gemäß § 146 Abs. 4 Satz 1 VwGO fristgerecht per Telefax am 14. Juni 2016 bei Verwaltungsgerichtshof eingegangenen Beschwerdebegründung des Antragstellers gem. § 88 VwGO – klar und eindeutig – zu entnehmen, dass es diesem in der Sache darum geht (und er deshalb konkludent beantragt), der Verwaltungsgerichtshof möge unter vollständiger Aufhebung des Beschlusses des Verwaltungsgerichts vom 10. Mai 2016 die aufschiebende Wirkung der Klage gegen die der Beigeladenen erteilte Baugenehmigung vom 16. März 2016 anordnen.
2. Die so zu verstehende Beschwerde ist unbegründet. Das Verwaltungsgericht hat den Eilantrag des Antragstellers im Ergebnis zu Recht abgelehnt. Dem gemäß § 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO allein maßgebenden Beschwerdevorbringen ist nach der im Verfahren gem. Art. 80a Abs. 3, Art. 80 Abs. 5 VwGO gebotenen summarischen Prüfung der Sach- und Rechtslage nicht zu entnehmen, dass der Baugenehmigungsbescheid vom 16. März 2016 gegen im Genehmigungsverfahren zu prüfende Vorschriften verstößt, die nicht nur dem Schutz der Interessen der Allgemeinheit, sondern auch dem Schutz der Interessen des Antragstellers als Grundstücksnachbarn dienen (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO; zur sog. Schutznormtheorie vgl. z. B. BayVGH, B. v. 1.6.2016 – 15 CS 16.789 – juris Rn. 14; Happ in Eyermann, VwGO, 14. Aufl. 2014, § 42 Rn. 86 m. w. N.).
a) Es ist nicht ersichtlich, dass sich für den vom Antragsteller behaupteten Fall der Unwirksamkeit der in Bezug auf das Maß der baulichen Nutzung erfolgten Änderung des Bebauungsplans „Gewerbegebiet E.“ ein Nachbarschutz aus den dann fortgeltenden ursprünglichen Festsetzungen über die Gebäudehöhe ergeben kann.
Die Frage der Rechtswirksamkeit der Bebauungsplanänderung und damit die Stimmigkeit des diesbezüglich umfangreichen Vortrags des Antragstellers können dahingestellt bleiben. Auch bei unterstellter Unwirksamkeit der Änderungen des Bebauungsplans „Gewerbegebiet E.“ in Bezug auf die Gebäudehöhen und einem Fortgelten der diesbezüglichen Regelungen der Ausgangsfassung des Bebauungsplans scheiterte eine subjektive Rechtsverletzung des Antragstellers daran, dass weder nach seinem Beschwerdevortrag noch nach Aktenlage ein Grund ersichtlich ist, der für eine dritt- resp. nachbarschützende Wirkung dieser (ursprünglichen) Festsetzungen des Bebauungsplans spricht.
Eine nachbarschützende Wirkung von Festsetzungen des Bebauungsplans ist regelmäßig – und dies auch grundsätzlich beschränkt zugunsten von Eigentümerinnen und Eigentümern von Grundstücken in demselben Plangebiet – nur bei Festsetzungen über die Art der baulichen Nutzung anzunehmen (vgl. BVerwG, B. v. 27.8.2013 – 4 B 39/13 – ZfBR 2013, 783 = juris Rn. 3 m. w. N.). Denn nur durch diese Festsetzungen wird ein auf jeweils wechselseitigen Berechtigungen und Verpflichtungen beruhendes Gegenseitigkeits- oder Austauschverhältnis zwischen den Eigentümern der Grundstücke im Plangebiet begründet. Festsetzungen – wie hier relevant – zum Maß der baulichen Nutzung (vgl. zur Gebäudehöhe § 16 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 4, § 18 BauNVO) haben grundsätzlich keine entsprechende Funktion. Solche Festsetzungen vermitteln ausnahmsweise Drittschutz sowohl gegenüber Nachbarn im Plangebiet als auch – gebietsübergreifend – gegenüber Nachbarn außerhalb des Plangebiets nur dann, wenn sie nach dem Willen der Gemeinde als Planungsträgerin diese Funktion haben sollen (vgl. BVerwG, B. v. 19.10.1995 – 4 B 215.95 – NVwZ 1996, 888 = juris Rn. 3; BayVGH, B. v. 29.8.2006 – 15 CS 06.1943 – juris Rn. 12; B. v. 29.8.2014 – 15 CS 14.615 – juris Rn. 24 ff.; BayVGH, B. v. 12.7.2016 – 15 ZB 14.1108 – juris Rn. 11). Ob dies der Fall ist, ist durch Auslegung des Schutzzwecks der jeweiligen Festsetzung im konkreten Einzelfall zu ermitteln (vgl. BVerwG, B. v. 19.10.1995 – 4 B 215.95 – NVwZ 1996, 888 = juris Rn. 3). Ein entsprechender Wille muss sich mit hinreichender Deutlichkeit aus dem Bebauungsplan selbst, aus seiner Begründung oder auch aus sonstigen Vorgängen im Zusammenhang mit der Planaufstellung ergeben. Maßgebend ist, ob die Festsetzung nach dem Willen des Plangebers ausschließlich aus städtebaulichen Gründen getroffen wurde oder (zumindest auch) einem nachbarlichen Interessenausgleich im Sinne eines Austauschverhältnisses dienen soll (zum Ganzen z. B.: BayVGH, B. v. 29.7.2014 – 9 CS 14.1171 – juris Rn. 15; B. v. 12.7.2016 – 15 ZB 14.1108 – juris Rn. 11; VGH BW, B. v. 30.6.2015 – 3 S 901/15 – juris Rn. 10; Seidel, Öffentlichrechtlicher und privatrechtlicher Nachbarschutz, NJW-Schriftenreihe Bd. 13, 2000, Rn. 399, 400 m. w. N.).
Nach diesen Maßstäben vermag der Senat nicht zu erkennen, dass die in der ursprünglichen Fassung des Bebauungsplans „Gewerbegebiet E.“ festgesetzten Höchstmaße für die Gebäudehöhen ausnahmsweise Nachbarschutz – zumal zugunsten von Grundstückseigentümern außerhalb des Plangebiets – vermitteln. Ein entsprechender Planungswille lässt sich nach Maßgabe des Vortrags in der Beschwerdebegründung (§ 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO) weder dem Bebauungsplan noch dessen Begründung oder sonstigen Umständen entnehmen. Soweit der Antragsteller darauf verweist, dass laut der Begründung zum (ursprünglichen) Bebauungsplan unter „2. Anlass, Ziel und Zweck der Planung“ mit der Bauleitplanung auch das Ziel verfolgt worden sei, die notwendigen Vorkehrungen gegen nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und insbesondere auf die Wohnbebauung des nahegelegenen Ortsteil R. zu treffen, spricht Vieles dafür, dass insoweit nur den Festsetzungen zur Art der baulichen Nutzung Drittschutz zugemessen werden sollte (zum gebietsübergreifenden Gebietserhaltungsanspruch vgl. z. B. BayVGH, B. v. 2.5.2016 – 9 ZB 13.2048 u. a. – juris Rn. 14 m. w. N.; VGH BW, B. v. 23.6.2016 – 5 S 634/16 – juris Rn. 4). Denn die Planbegründung nimmt unter „3.2 Art der baulichen Nutzung“ die auf den benachbarten Ortsteil bezogene Zielrichtung thematisch wieder auf und führt dazu aus, dass im Hinblick auf den Schutz des nahegelegenen Wohngebietes R. zum einen ein eingeschränktes Gewerbegebiet festgesetzt und im Bebauungsplan ferner geregelt worden sei, dass nur solche Betriebe und Anlagen zulässig seien, die das Wohnen nicht wesentlich störten, und dass zum anderen Nutzungsausschlüsse in Bezug auf Tankstellen und Vergnügungsstätten aufgenommen worden seien. Dies betrifft aber allein die Art, nicht auch das Maß der baulichen Nutzung, um das es dem Antragsteller in seinem Beschwerdevortrag zur Gebäudehöhe geht. In Übereinstimmung mit der Rechtsansicht des Verwaltungsgerichts ist nichts dafür ersichtlich, dass auch den Festsetzungen über das Maß der baulichen Nutzung und insbesondere über die Gebäudehöhen drittschützende Wirkung zugunsten der Nachbarschaft zukommen sollte. Gegen ein vom planenden Markt L. gewolltes nachbarliches Austauschverhältnis in Bezug auf die Regelungen zur Gebäudehöhe sprechen im Gegenteil die erläuternden Ausführungen zu den festgesetzten Gebäudehöhen unter „3.3 Maß der baulichen Nutzung“ in der Begründung zur ursprünglichen Fassung des Bebauungsplans. Der dortige Passus
„Festsetzungen zur zulässigen Gebäudehöhe sollen eine maßstäbliche Einbindung der neuen Gebäude in die vorhandene Höhenentwicklung der umgebenden Bebauung in das Landschaftsbild sicherstellen.“
lässt klar darauf schließen, dass insofern rein städtebauliche Erwägungen für die planende Marktgemeinde ausschlaggebend waren, nicht jedoch (auch) Individualinteressen der angrenzenden Nachbarschaft im Ortsteil R. der Stadt P. Hieran vermag auch das interkommunale Abstimmungsgebot aus § 2 Abs. 2 Satz 2 BauGB nichts zu ändern.
b) Auf die Richtigkeit weiterer nachbarschutzbezogener Überlegungen des Verwaltungsgerichts ist im Beschwerdeverfahren nicht einzugehen. Die Gründe, auf die sich nach der vorgenannten Vorschrift die Prüfung im Beschwerdeverfahren zu beschränken hat, müssen hinreichend substanziiert am Maßstab von § 146 Abs. 4 Satz 3 VwGO dargelegt werden. Der Beschwerdeführer muss sich hierfür mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen. Er muss an die tragenden Erwägungen des Verwaltungsgerichts anknüpfen und aufzeigen, weshalb diese aus der Sicht des Beschwerdeführers nicht tragfähig sind bzw. aus welchen rechtlichen und tatsächlichen Gründen die Entscheidung unrichtig sein soll und geändert werden muss. Das erfordert eine Prüfung, Sichtung und rechtliche Durchdringung des Streitstoffs und damit eine sachliche Auseinandersetzung mit den Gründen des angefochtenen Beschlusses (vgl. z. B. BayBGH, B. v. 17.7.2013 – 15 CS 13.800 – juris Rn. 10 m. w. N.). Eine Verletzung sonstiger nachbarschützender Vorschriften wurde im Beschwerdeverfahren in diesem Sinne nicht geltend gemacht. Ein bloßes Andeuten genügt insofern nicht.
Das Trennungsgebot wurde vom Antragsteller argumentativ nur herangezogen, um die Unwirksamkeit der Änderung des Bebauungsplans zu begründen. Mit Blick auf die Prüfbeschränkung gem. § 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO besteht daher für den Senat keinen Anlass, auf nachbarschutzrelevante Fragen in Bezug auf den Immissionsschutz (etwa in Bezug auf Lärm) einzugehen und insofern die Entscheidung des Verwaltungsgerichts zu überprüfen. Auch wenn vorliegend hinsichtlich der Festsetzungen über die Art der baulichen Nutzung ausnahmsweise von einem gebietsübergreifenden Gebietserhaltungsanspruch ausgegangen wird (s.o.), besteht kein Anlass, dem im Beschwerdeverfahren näher nachzugehen. Der Antragsteller hat ausschließlich die Unwirksamkeit der geänderten Regelungen über die Gebäudehöhen geltend gemacht und in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass der Markt L. mit der (aus seiner Sicht unzulässigen) Heraufsetzung der Traufhöhen den Weg für eine schrittweise Änderung der Gebietsart von einem eingeschränkten Gewerbegebiet hin zu einem Industriegebiet geebnet habe. Diesem Vortrag ist nicht hinreichend substanziiert zu entnehmen, dass der Antragsteller gleichzeitig einen Verstoß des streitgegenständlichen Vorhabens (Bürogebäude) gegen die Festsetzungen der Art der baulichen Nutzung sieht, weil dieses nur in einem Industriegebiet zulässig wäre.
Auch die Erwägungen des Verwaltungsgerichts zum verneinten Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot unter dem Gesichtspunkt einer erdrückenden Wirkung wurden vom Antragsteller nicht substanziiert angegriffen. Der Antragsteller hat in seiner Beschwerdebegründung lediglich in einem Nebensatz die Frage der Richtigkeit der diesbezüglichen Rechtsanwendung des Verwaltungsgerichts andeutend aufgeworfen („Selbst wenn der geplante Büroturm nicht erdrückend wirken sollte [….]“), hat sich hiermit aber nicht weiter konkret befasst. Im Übrigen steht bei den hier gegebenen Abständen des genehmigten Bauvorhabens zur nördlichen Grenze des Grundstücks des Antragstellers (ca. 40 m) und zu dessen Wohngebäude (ca. 60 m) eine erdrückende Wirkung nicht ernsthaft zur Debatte (vgl. z. B. BVerwG, U. v. 13.3.1981 – 4 C 1.78 – DVBl. 1981, 928 = juris Rn. 32 ff.: zwölfgeschossiges Gebäude in 15 m Entfernung zu zweieinhalb geschossigem Wohnhaus; BVerwG, U. v. 23.5.1986 – 4 C 34.85 – DVBl. 1986, 1271 = juris Rn. 15: 11,5 m hohe und 13,31 m lange, wie eine „riesenhafte metallische Mauer“ wirkende und aus drei Siloanlagen bestehende Siloanlage in 6 m Entfernung zu zweigeschossigem Wohnhaus bei einem sieben Meter breiten Grundstück), zumal die Gebäude des Antragstellers und der Beigeladenen nicht unmittelbar einander gegenüberliegen, sondern versetzt zueinander stehen.
3. Die Kostenentscheidung ergibt sich aus § 154 Abs. 2 und § 162 Abs. 3 VwGO. Die Erstattung der außergerichtlichen Kosten des Beigeladenen entspricht der Billigkeit, weil dieser im Beschwerdeverfahren einen Antrag gestellt und damit ein Kostenrisiko übernommen hat (§ 154 Abs. 3 VwGO). Die Streitwertfestsetzung beruht auf § 63 Abs. 2 Satz 1, § 47, § 53 Abs. 2 Nr. 2 und § 52 Abs. 1 GKG. Sie orientiert sich an Nr. 9.7.1 und Nr. 1.5 des Streitwertkatalogs für die Verwaltungsgerichtsbarkeit 2013 (NVwZ-Beilage 2013, 57 ff.) und folgt der Streitwertfestsetzung der erstinstanzlichen Entscheidung.
4. Dieser Beschluss ist unanfechtbar (§ 152 Abs. 1 VwGO).


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